Mangel an Arbeit gibt es auch hinter den verschlossenen Türen des Stahl Museums nicht: Dort hat Heike Kronseder in den Monaten des Lockdowns viel gesäubert, sortiert, katalogisiert und dokumentiert, zwei Gemälde, die einer Lückenschließung dienen, erworben und einige wunderbare Schenkungen aus der Bürgerschaft dem Museum zugeführt. Ein Gros ihrer Arbeit war vor allem durch die Planung von Veranstaltungen und Führungen geprägt, besser gesagt deren Verlegung und Neuplanung. Ohne zu wissen, wann sie ihr Stahl-Museum wieder öffnen kann. Nicht selten hat sie das gerade Umgeplante dann aufgrund neuer Infektionsschutzrichtlinien wieder verlegt und dann letztlich ins kommende Jahr verschoben. So etwa die Albert Schiestl-Arding Ausstellung im Frauenkircherl, die zeitgleich mit “Albert besucht Franz“ im Stahl-Museum laufen sollte. Plakate, Einladungen und Flyer liegen parat und warten nun auf den Mai 2022. Nur etwa ein Drittel der Besucher der Vorjahre kamen ins Stahl-Museum, alleine 41 Museumsbuchungen mussten abgesagt oder verschoben werden. „Das kostet immens viel Zeit“, sagt Kronseder. Sie habe unzählige Telefonate geführt, die teils auch länger als üblich ausfallen. Denn gerade in Krisenzeiten erkundigt man sich über das rein Geschäftliche hinaus schon auch, wie es dem Gegenüber denn persönlich gehe. Es sei schon ein merkwürdiges Gefühl, eine Ausstellung aufzubauen oder ein Konzept fertigzustellen, ohne konkrete Aussicht, wann man den schönen Erfolgsmoment genießen und die Besucher mit ihrem Museumsbesuch auch teilnehmen lassen kann. Denn „Ausstellungen machen wir natürlich in erster Linie für die Besucher.“
Ein stilles und leeres Museum, das ist jedoch gar nicht so gruselig, wie man vielleicht denken mag. „Ich hatte viel Zeit für Dinge, die sonst eher so nebenher liefen oder für Dinge, die man gerne mal auf die lange Bank schiebt. Ich habe zum Beispiel das Depot entwest“, lacht Kronseder. Entwest, das heißt die „Räume frei von Tieren wie kleinen Spinnen und Fliegen zu machen“; und sie hat die Vitrinen ausgeräumt und mit ihrem Ziegenhaarpinsel Margarete Stahls Porzellanfiguren entstaubt. Sie hatte Zeit und konnte sich die Arbeit aufteilen und über mehrere Tage werkeln. Wenn mal etwas herumstand, störte es ja niemanden.
Kronseder nutzte die Zeit jedoch ebenfalls für laufende wissenschaftliche Forschungen, arbeitete an weiteren Veröffentlichungen und an verstärkten Recherchen in Nachlässen, die in Verbindung zu Franz Xaver Stahl oder Johann Georg Schlech stehen. Auch Kurzfilme „ich erzähle über den Nachlass Stahl und Schlech“ hat sie gemeinsam mit ihrem Mann gedreht, „diese dienen in erster Linie der Dokumentation, werden aber zu gegebener Zeit auf einer Homepage des Museums gezeigt werden“ .
Das Top Highlight schlug jedoch im Juli ein, die Zusage von 1,8 Millionen Förderung vom Bundesheimatministerium für den Bau auf dem Hofgrundstück, dort wo derzeit noch das Rückgebäude stehen. Der Neubau soll das dringend benötigte Depot beherbergen, „über 2000 Objekte sind interimsmäßig derzeit ausgelagert. Die kann man dann endlich hierherholen und mit ihnen arbeiten“, freut sich Kronseder. Darüber hinaus soll ein „Kulturraum“ geschaffen werden, ein Kunst- und Kultur-Forum für Ausstellungen, Musik, Diskussionen, Kreativkurse, Lesungen…. „ein Begegnungsraum für alle Menschen und alle Arten von Aktivitäten.“
Jetzt allerdings kann sie nur hoffen, dass das Museum und ihre geplanten Ausstellungen und Veranstaltungen, wann auch immer sie wieder geöffnet und zulässig sind – auch von vielen Kunstinteressierten besucht werden: Kronseder hat alles dafür getan.