Es sieht so aus, als ob Rudolf Reiter nur mal kurz sein Atelier verlassen hätte, für einen Spaziergang oder Einkauf. Die bekleckste Hose hängt achtlos hingeworfen über dem Stuhl, in den offenen Farbdosen stecken noch die Pinsel, an der goldfarbenen Türklinke seiner Werkstatt klebt Farbe, als hätte er es auch noch eilig und keine Zeit zum Hände abputzen gehabt. „Wenn man das so sieht, dann ist es tatsächlich so, als ob derPapa noch da wäre“, bestätigt Tochter Victoria. Sie hat Reiters Werkstatt seit seinem Tod im Juni dieses Jahres zur Galerie und Muesum gewandelt. Feinfühlig und auch mit einer Portion Ehrfurcht.
Es sieht so aus, als ob Rudolf Reiter nur mal kurz sein Atelier verlassen hätte, für einen Spaziergang oder Einkauf. Die bekleckste Hose hängt achtlos hingeworfen über dem Stuhl, in den offenen Farbdosen stecken noch die Pinsel, an der goldfarbenen Türklinke seiner Werkstatt klebt Farbe, als hätte er es auch noch eilig und keine Zeit zum Hände abputzen gehabt. „Wenn man das so sieht, dann ist es tatsächlich so, als ob derPapa noch da wäre“, bestätigt Tochter Victoria. Sie hat Reiters Werkstatt seit seinem Tod im Juni dieses Jahres zur Galerie und Muesum gewandelt. Feinfühlig und auch mit einer Portion Ehrfurcht.
Der Aussenseiter
Reiter wurde am 24. Juni 1944 in Erding geboren, ist hier aufgewachsen.Vater Ludwig war Maschinensetzer, der Kataloge und Kunstmagazine druckte, Mutter Anna Näherin. Von beiden bekommt er „etwas mit“, vom Vater das Talent zum Zeichnen, von der Mutter die Introvertiertheit, das Grüblerische. Schon als Kind fand er nur schwer Zugang zu Gleichaltrigen, er ist schon früh Außenseiter und als „Spinner“ oder „enfant terrible“ verschrien. Dass man ihn einmal mit der Auszeichnung „bekanntester Künstler Erdings“ in Verbindung bringt, der internationale Auszeichnungen erhält und dessen Kunstwerke es sogar bis in den Bundestag schaffen werden, ahnte damals noch niemand. Reiter beginnt mit 14 Jahren zu malen, er bleibt Autodidakt, eine künstlerische Ausbildung macht er nie. Seine erste Ausstellung findet 1965 in Karl Maria Dolls Geschäftsräumen, einem Musik- und Kunstladen gegenüber dem Amtsgericht statt. Reiter richtet sich
sein Atelier im großväterlichen Haus „Am Rätschenbach“ ein, Hunderte Werke entstehen hier. 1970 heiratet er seine Hilde, die ihm fortan den Rücken frei hält und als seine Managerin agiert. 1977 kommt Tochter Victoria zur Welt, ihren Namen „verdankt“ sie Reiters Liebe zum norwegischen Dichter Knut Hamsun und dessen Liebesgeschichte von Johannes und Victoria. Reiter findet, quasi als Erdings Maler-Dreigestirn mit Hiasl Maier und Franz-Xaver Stahl, bei der 750-Jahr-Feier der Stadt zu einer gemeinsamen Ausstellung zusammen. Reiter wird in Erding immer bekannter und beliebter, wenngleich er nie mit Kritik hinter dem Berg hält, wenn es darum geht, dass es keine Ausstellungs- und Atelierräume für junge Künstler gebe. Reiter gründet die Künstlervereinigung „Bunter Kreis“, eröffnet eine Galerie in der Färbergasse, 1999 baut er sich ein eigenes Atelierhaus, es wird zum Treffpunkt internationaler Kunstfreunde und Sammler
Der Melancholiker
Im ersten Stock der Galerie steht ein Grammophon, Zeuge dafür, dass „der Papa beim Malen immer gerne Musik hörte“, erzählt Victoria. Oft etwas Nordisches, Schwermütiges wie Edvard Grieg, aber auch Opulentes von Richard Wagner. Er geht so gut wie nie zu politischen oder gesellschaftlichen Ereignissen, das heißt jedoch nicht, dass er nicht interessiert wäre.
Er engagiert sich gegen Rechtsradikalismus und Fremdenhass, für herzkranke Kinder, psychisch und behinderte Menschen. Reiter ist ein Bewunderer von Caspar David Friedrich. Er malt gegenständlich und nicht gegenständlich, wird
tituliert als „ein Wiederentdecker der Romantik“, viele seiner Bilder sind oft irgendwo dazwischen und nicht in eine Kategorie einordenbar. Die informelle Malerei stellte er unter das Motto: „Ich möchte das Unsichtbare sichtbar machen.“ Seine „LandArt“ Projekte sind Kunst-Installationen in der Landschaft, mit seinen Plastiken und Skulpturen entdeckt er den dreidimensionalen Raum. Seine „Milleniumskugel“ am Münchner Flughafen, am Katharina-Fischer Platz die Statue des St. Prosper, Schutzpatron der Herzogstadt, Statuen von Friedrich und Katharina Fischer, bedeutende Gönner Erdings, sind allesamt bekannt. Tochter Victoria macht Reiters Bilder nun der Öffentlichkeit zugänglich. Die „Dornenkrone“ dominiert die Galerie, rund 200 Bilder, viele Originale auf Papier und Alu sowie Skulpturen hängen vom Unter- bis ins erste Obergeschoss. „Es ist eine Mischung aus Galerie und Museum“, meint Victoria, die ab dem kommenden Jahr zahlreiche Ausstellungen, aber auch „Events“ wie Lesungen in der Galerie plant. Replika in limitierter Auflage für den Geldbeutel, der für einen „echten Reiter“ nicht dick genug ist, aber auch Bildbände oder Kalender gibt es ebenso wie Lithographien ab 70 Euro in der Galerie Reiter.
www.reiter-galerie.de
Atelier + Galerie Rudolf L. Reiter,
Am Rätschenbach 28, Erding
Fr./Sa./So von 10-12 und 14-18 Uhr