Bayern zählt zu den moorreichsten Bundesländern, die Gesamtfläche beträgt 220.000 Hektar. Das Erdinger Moos ist ein Moorgebiet zwischen Erding und Freising, welches sich größtenteils im Landkreis Erding befindet. Dazu gehören die Gemeinden Oberding, Hallbergmoos, Marzling, Eitting, Berglern und Moosinning sowie Teile der Stadt Erding und Fraunberg. Im Erdinger Moos befindet sich heute der Flughafen München, ebenso die Naturschutzgebiete Viehlaßmoos (Eitting und Berglern), Zengermoos und Gfällach (beide Moosinning) mit einer Größe von 6,7 Hektar das älteste Naturschutzgebiet Bayerns. Das Freisinger Moos, zwischen der Stadt Freising und Neufahrn gelegen, wird von der Moosach durchflossen und ist mit rund 3000 Hektar eines der größten noch erhaltenen Niedermoorgebiete in Bayern.
GEFAHR UND GLEICHZEITIG GROSSE CHANCE FÜR DAS KLIMA
Ein trockenes Moor (bairisch „Moos“) hat ungeheure klimatische Sprengkraft, weil große Mengen an Kohlendioxid, Methan und Lachgas herauswabern. Ein feuchtes Moor speichert hingegen gewaltige Mengen der schädlichen Klimagase. Eindrucksvoll stellte Prof. Matthias Drösler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf auf der Versammlung des „Bürgervereins (BV) Freising“ die Bedeutung der Moore für unser Klima heraus. „Vollgesogen können sie fünf Mal so viel CO 2 speichern wie dichter Wald, der ja gemeinhin als super Speicher von Kohlendioxid gilt. Nur – wenn man ein Moor trockenlegt, was leider in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten in großem Maßstab geschehen ist, dann wabern gigantische Mengen an Gas heraus“, sagt Drösler. Eine nach wie vor nicht von der Tagesordnung gestrichene dritte Startbahn am Münchner Flughafen würde eine riesige Fläche von vier Kilometer Länge und mindestens 60 Meter Breite zubetonieren – und rundum müsste in gewaltiger Dimension auf fast 200 Hektar das Erdinger Moor trockengelegt werden. „Das wäre eine Katastrophe für die CO2-Ausdünstung!“ Vegetationsökologe Drösler berichtete von seinen jahrzehntelangen Studien und Untersuchungen rund um das Thema Moor. „Das ist sehr zeitaufwändig, denn da bläst natürlich nicht ein Strom warmer Luft
heraus, sondern das emittiert ganz langsam und großflächig heraus.“ Es sei absolut unzweifelhaft, dass es einen Klimawandel gebe, dabei gehe es nicht um extrem heiße Sommer wie 2003 oder 2018 – sondern um langfristige Werte. „Wir haben in den
letzten 80 Jahren in Bayern einen Anstieg von 1°C im langjährigen Mittel im Sommer und um 3°C im Winter – das sind dramatische Werte für unsere Natur!“
In Europa gibt es laut Drösler die meisten Moore in Finnland, Deutschland liegt auf Rang 6. Betrachte man aber die Emissionen (Kohlendioxid, Methan und das gefährliche Lachgas) aus den Mooren auf Grund der Trockenlegungen, dann steht
Deutschland auf dem unrühmlichen ersten Platz. „Je tiefer der Wasserstand in einem Moor, umso höher die Ausgasung. Ein Moos kann nur Gase speichern, wenn es richtig feucht ist – daran sollten wir uns dringend machen.“
Drösler veranschaulichte das Problem: Ein trocken gelegter Hektar Moor, also eine Fläche von 100 auf 100 Meter, emittiert im Jahr so viel CO2 wie zwei Einfamilienhäuser mit jeweils drei Personen. Die gleiche Fläche – aber feucht – kann fünf Mal
mehr CO2 speichern als der dichteste Wald. „Bayern ist seit 2015 dabei, Moore wieder zu renaturieren, gibt dafür im Jahr rund 2,5 Millionen Euro aus. Das ist auch dringend notwendig, denn von den aktuell rund 80 Millionen Tonnen CO2, die im Jahr in Bayern entstehen, stammen über 5,6 Millionen Tonnen aus Mooren – eine gewaltige Menge.“ Die Renaturierung und Wiederbefeuchtung der Moore sei nicht sonderlich aufwändig mit Spundwänden, Unterflurbewässerung und regelbaren Wehren, „wenn wir das Wasser für die immer trockeneren Sommer auf den Äckern und Wiesen zurückhalten, dann ma-
chen auch die Bauern mit“, davon geht Drösler aus. Zwar sei dort die Produktion von Mais oder Kartoffeln nicht mehr möglich, aber mit Rohrkolben, Hanf oder Schilf gebe es interessante andere Pflanzen. „Eine Nasshaltung unserer Moore
ist direkter Klimaschutz – nicht nur aus diesem Grund wäre eine dritte Startbahn absolut widersinnig. Die knapp 200 Hektar Moor, die dafür trockengelegt werden müssten, würden im Jahr über 11.000 Tonnen an CO2-Äquivalent ausgasen. Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen!“ Dazu kämen noch rund 150.000 Tonnen an humusreichem Mutterboden, der extrem viel CO2 emittiere, außerdem gibt es für diese gewaltige Menge Dreck keine Verwendung. „Ein Lärmschutzwall Richtung Hallbergmoos, wie bereits geplant, oderweitere neue Besucherhügel wie bei den ersten beiden Startbahnen kann
ja wohl nicht die Lösung sein.“